Bau und StreckeneröffnungWeil das Großherzogtum Baden die Neckartalbahn nicht durch hessisches Staatsgebiet führen wollte, wurde eine sehr viel längere Strecke zwischen Neckargemünd - Meckesheim und Mosbach West gebaut. Erst 1870 konnte die Kleinstaaterei überwunden werden, sodass die Neckartalbahn über Neckarsteinach nach Bad Friedrichshall am 24. Mai 1879 von den Großherzoglich Badische Staatseisenbahnen (BadStB) eröffnet werden konnte. Entlang der Strecke wurden 34 „Bahnwartshäuser“ errichtet.Als Standard für den Bau von kleineren Stationsanlagen (Neckarsteinach, Hirschhorn, Zwingenberg, Neckargerach, Neckarzimmern, Gundelsheim und Offenau) an der „Neckartalbahn“ gab es folgende Regeln:Die „Aufnahmegebäude“ (entspricht dem Empfangsgebäude in Württemberg) und Güterschuppen befanden sich stets auf der gleichen Seite. Außer dem Hausbahnsteig gab es einen Inselbahnsteig zwischen den Hauptgleisen. Ein Güterschuppen, ein Verladeplatz sowie eine Brückenwaage gehörten zur Standardausstattung. Die Güteranlage war durch Kreuzungsgleise eingebunden.
Das Empfangsgebäude Gundelsheim (Neckar)
Das zweigeschossige, mehrgliedrige „Aufnahmegebäude“ in Seitenlage errichtet, verfügte über einen schmaleren Mittelbau, mit Satteldach, der durch jeweils einen Eckbau mit flachem Walmdach abgeschlossen wurde. Der Putzbau besaß an den Gebäudekanten Fasche (leicht erhabenes Mauerband) aus rotem Sandstein. Die Stockwerke waren durch ein hohes Gurtgesims (an Fassaden, das zwischen den Geschossen liegt) optisch getrennt. Ein weiteres schmaleres Gurtgesims verlief unterhalb der Fenster im Obergeschoss. Dazwischen war unter jedem Fenster eine Sohlbank entstanden. Das Gebäude besaß im Erdgeschoss Segmentbogenfenster und Türen, im Obergeschoss Rechteckfenster mit Fensterläden. Die Fenster der Eckbauten im Obergeschoss besaßen gereihte (mit einem Rahmen zusammengefasste) Rechteckfenster ohne Fensterläden. Im Erdgeschoss befanden sich Wartesäle, Fahrkarten- und Gepäckschalter sowie weitere Diensträume. Im Obergeschoss waren Wohnungen für die Bahnbeamten entstanden.Das Stationsgebäude war verhältnismäßig groß für einen Zwischenbahnhof, sodass es möglicherweise noch ein Bahnhofsrestaurant gab.In Bahnhof entstand ein Dienstwohngebäude, ein Abtritt sowie ein „Oeconomiegebäude“. Der Güterschuppen wurde in Jagstfeld zurückgebaut und in Gundelsheim wieder aufgebaut.Der Bahnhof gehörte 1938 zur Rangklasse III.Weitere Streckeneröffnungen, Ausbauten oder Änderungen•Zwischen 1907 und 1914 wurde die Neckartalbahn zwischen Heidelberg und Neckarelz um ein zweites Streckengleis erweitert.•Ab 1920 baute die Deutsche Reichsbahn-Gesellschaft (DRG) die Strecke für höhere Achslasten aus. Diese Arbeiten wurden 1930 abgeschlossen.•1938 erhielt der Bahnhof in jedem Bahnhofskopf ein Stellwerksgebäude Stw1 und Stw2.•Am 14. September 1955 wurde die Installation der elektrischen Oberleitung zwischen Heidelberg und Heilbronn abgeschlossen.•Nach dem 28. Mai 1989 wurden die Formsignale der Neckartalbahn aus dem Betrieb genommen und abgebaut. Neben dem Stationsgebäude entstand ein moderner Flachbau mit Walmdach, in dem sich ein modernes Stellwerk befindet. Es ersetzte die alten Stellwerke von 1938.•2003 wurde der Bahnhof für den S-Bahn Verkehr von der Deutsche Bahn AG (DBAG) erneuert. Dabei wurden die alten Stellwerksgebäude abgerissen.•2013 erneuerte die DBAG die Bahnsteige und baute einen Personentunnel zum Außenbahnsteig. Das Stationsgebäude wurde zum Kauf angeboten.Was hat sich verändert, was ist gebliebenDas Empfangsgebäude ist in seinem Urzustand erhalten, wobei im Erdgeschoss des nördlichen Eckbaus drei gereihte neue Sprossenfenster den Türeingang ersetzte.
Die Eisenbahn “kam” am 24. Mai 1879 nach Gundelsheim (Württemberg). Also 36 Jahre nach der Eröffnung der ersten Eisenbahn von Nürnberg nach Fürth 1835. Gundelsheim (Württemberg) hatte zu diesem Zeitpunkt ca. 1.000 Einwohner (Ende 2020 waren es 7.475 Einwohner).
Planung und KonzessionDurch Badisches Gesetz vom 16. April 1870 (Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt Jahrgang 1870 Nr XXVII Seite 331) erhielten die Badische Staatseisenbahnen die Genehmigung zum Bau und Betrieb einer Strecke von Neckargemünd über Neckarelz nach Jagstfeld.Der Bau der Strecke von Neckargemünd - Neckarelz wurde durch den Staatsvertrag zwischen Baden und Hessen vom 19. Februar 1874 und der Strecke Neckarelz-Jagstfeld durch den Staatsvertrag zwischen Baden und Württemberg vom 29. Dezember 1873 (Badisches Gesetz- und Verordnungsblatt Jahrgang 1875 Nr XVIII Seite 220) geregelt.